Entwurf eines Manifests, erster Versuch:
Die reine Startaufstellung des Trios M.K.Q.T. erscheint ebenso skurril besetzt wie prädisponiert für eine weitere selbstironisch gebrochene Radneuerfindung retrofuturistischer Klischees und den Rückgriff auf etablierte Zeichen- und Referenzsysteme von Synth- und Vaporwave. Soweit so hip.
Unverkennbar finden sich hier Spuren jener nostalgischen DNA wieder, Verweise auf Deridas hauntologischen Entwurf, ja sogar Zitate kulturindustrieller Escapismusangebote eines 20. Jahrhunderts, das sich im fortwährenden Zyklus reproduktiver Ästhetik der authentisch utopischen Sinngenese zugunsten einer trojanischen Sicherheitsillusion verweigert und sich im Zustand dieser selbstgewählten Stasis letztlich doch unausweichlich auf den Brechpunkt zubewegt, die neue „high-water mark“ des passiven, unreflektierten Konsumismus.
Wir von M.K.Q.T. glauben nicht an die von Mark Fisher festgestellte Alternativlosigkeit des kapitalistischen Realismus, bzw. in Ermangelung eines bereits ausformulierten Gegenmodells: wollen nicht glauben! Woran wir glauben ist Ambiguitätstoleranz und die unveräußerliche Notwendigkeit, alternative Sinnangebote zu generieren, ästhetische Welten zu entwerfen, die als soziale Räume nicht durch deterministische Kapitalstrukturen und überholte Distinktionen konstituiert werden, sondern sich durch Widerständigkeit definieren. Die durch individuelles Interesse motiviert erschlossen, nicht servierfertig dargeboten, sondern im intersubjektiven Prozess verhandelt werden müssen. In der Auseinandersetzung internalisiert, als unabgeschlossenes Fragment mit nach Hause genommen und im Abgleich mit der eigenen Welt in den Metabolismus der Reflexion überführt.
Ein katharsisches Ritual disruptiver Tanzbarkeit und elektroschamanistischer Imagination einer Zukunft, in der wir nicht dazu verdammt sind, die Vergangenheit in ewiger Iteration wieder und wieder zu durchleben, in der vagen Hoffnung, doch noch irgendwie unser Seelenheil aus den gescheiterten Realitäten der aufgehobenen Zeitlichkeit extrahieren zu können.
Dies ist kein Manifest. Dies ist vielmehr der Entwurf eines konkreten Plans. Nehmen wir den Anspruch ernst, uns eine kontingente Zukunft außerhalb der vom Phänomen der Nicht-Zeit bestimmten Matrix vorzustellen, braucht es zunächst einmal Strategien, diese zu verlassen, Freiräume für autonomes Denken, eigenverantwortliche Entscheidungsgewalt, die Formulierung einer neuen ästhetischen Grammatik, den ehrlichen und undogmatischen Diskurs über eine künstlerische Ethik.
Unser Angebot, unser erster Schritt ist der Versuch einer Neuformatierung der eingangs erwähnten Zeichensysteme durch aktive Überschreibung und Umdeutung kultureller Referenzialisierung in einer Art akzelerationistischen Modus. Setzen wir der Befindlichkeit ein Ende, gestalten wir die real existierende Zeit!
Florian Walter & Jan Klare: EWIs, Live Processing & Moog Synthesizers
Karl-F. Degenhardt: Sensory Percussion & SPD-X
π∆∞m∫ (AI*): Live Processing